Unihockey

Wehntal

Club

Regensdorf

Der finale Bericht, Teil 5

Geschrieben am 25. März 2017 von Tobias Müller

Sonntag, 19.03.17, 13.20 Uhr

Die Jungs liefen niedergeschlagen in die Kabine. Aus der Traum vom Pokal. Durch die Wand waren die Jubelschreie der Lengnauer zu hören, was die Situation nicht gerade verbesserte. Ich konnte es nicht fassen. Was wäre gewesen, hätte ich ein TimeOut genommen und den Spielern eingebläult, den Ball hinter dem Tor zu halten? Wären wir jetzt mit Jubeln beschäftigt? Doch dies war nun der falsche Zeitpunkt für solche Gedanken. Erst einmal muss ich mein Team aufpeppeln.

Ich bat die Jungs mir mitzuteilen, was wir falsch gemacht haben in diesem Spiel. Die Antworten kamen prompt. Zu viele Strafen, zwei Unachtsamkeiten bei der Verteidigung und die daraus resultierenden Tore kamen wie aus der Pistole geschossen aus ihren Mündern.

«Ich sehe das genauso. Aber wisst ihr was ich ebenfalls gesehen habe. Eine Mannschaft die Alles gegeben hat. Die geduldig auf unserem System beharrt hat und das Leben des Gegners kurzfristig zur Hölle verwandelt hat. Wie viele Mannschaften haben dies bei Lengnau diese Saison erreicht? Ihr habt alles versucht, alles gegeben und trotzdem hat uns ein bisschen die Erfahrung und das Glück gefehlt. So ist Sport. Genau aus diesem Grund betreiben wir Sport. Um die Glücksgefühle und die Emotionen zu spüren, mit der uns der Sport beschenkt. Aber zu diesen Glücksgefühlen gibt es eben auch die andere Seite. Und diese haben wir heute, trotz überragender Leistung, zu spüren bekommen.

Es fehlt in diesem Team ein bisschen die Erfahrung. In diesem Team von Lengnau werden nächstes Jahr alle Spieler bei den Junioren A spielen. Die haben bereits eine Saison auf diesem B Junioren-Niveau gespielt und haben somit mehr Erfahrungen sammeln können. Das ist der kleine Unterschied, der heute gegen uns ausgefallen ist.

Nun vergesst die Fehler, die wir in diesem Spiel gemacht haben, denkt an die restlichen 35 Minuten des Spiel’s, in denen wir alles richtig gemacht haben. Diese sind unser Massstab wie wir Unihockey spielen können. Unser Ziel sollte es sein, dieses Niveau gegen alle Gegner zeigen zu können.

Wir haben mit dieser Niederlage nicht alles verloren. Wenn wir im zweiten Spiel dieselbe Leistung hinbekommen und uns den Sieg holen, sind wir als bester Zweitklassierter bei der Regionalmeisterschaft mit dabei. Als schüttelt dieses Spiel ab, behaltet das Gute in euren Köpfen und bereitet euch auf das nächste Spiel souverän vor. Die Saison ist noch nicht zu Ende.»

 

Sonntag, 19.03.17, 15.10 Uhr

Nun naht die Entscheidung, ob wir immerhin eine Überraschung in dieser Saison erreichen können. Wieder sitzen die Jungs gefühlte 3 Kilometer unter der Oberfläche in unserer Kabine und schauen mich gespannt an. Nach solch einem Spiel gegen Lengnau ist man kaputt. Psychisch wie auch Physisch am Ende. Und trotzdem dürfen wir jetzt nicht nachlassen, müssen nochmals zeigen was alles in uns steckt.

Ich lasse noch einmal das Video laufen, wo der Footballspieler sein allerbestes zeigt und somit seine und alle anderen Erwartungen übertrifft.

«Jungs, ich weiss ihr seid alle Müde. Gedanklich noch immer bei dem letzten Spiel. Körperlich nah an der Erschöpfungsgrenze. Und trotzdem müssen wir uns alle nochmals konzentrieren. Trotzdem müssen wir uns nochmals aufraffen und unser Bestes zeigen. Dieser Footballspieler ruft mehrmals, dass er nicht mehr kann, ihm alle Glieder schmerzen. Und trotzdem hat der diese Hürde übersprungen, hat noch einmal all seine Kraft genommen und sich gezwungen weiter zu machen. Genau eine solche Einstellung müssen wir uns nun erarbeiten. Dieser Einsatz muss ich auf dem Feld sehen. Nur mit dieser Einstellung können wir auf dem Platz zeigen, was für ein Unihockey wir spielen.

Geht jetzt nicht hinaus und spielt weil ich es euch gesagt oder befohlen habe. Spielt dieses Niveau für euch selbst. Spielt dieses Niveau für all die Eltern und Fans die extra hierhergekommen sind um euch anzufeuern und euch spielen zu sehen. Ihr und Sie haben es sich verdient, eine Mannschaft zu sehen, die trotz bitterer Niederlage nicht aufgibt. Die aus der Bitterkeit dieser Niederlage wieder aufsteht und ein tolles Spiel zeigt. Zeigt dem Team aus Spreitenbach wie ein Teilnehmer an der Regionalmeisterschaft spielt. Zeigt euch und den Fans wieso wir hier stehen wo wir stehen. Das haben wir uns alle verdient. Also geht hinaus und setzt unser Spiel um.»

UHC Wehntal Regesdorf vs. STV Spreitenbach 8:2 (3:0)

Das Spiel verlief, wie bereits das Hinspiel vor ca. 3 Monaten, sehr harzig. Torchance um Torchance wurde herausgespielt. Keine fand den Weg in die gegnerischen Maschen. Dabei war es gegen diese Mannschaft sehr einfach. Nachdem man zwei Mal gekreuzt hat stand man so alleine, dass man erschrak. Nach 15 Minuten langen Verzweifelns, spielte Joel den Ball auf unseren Captain und dieser verwandelt gekonnt zum 1:0. Na endlich! Ich konnte bei den vielen Chancen gar nicht mehr hinsehen, wie kläglich wir diese liegen liessen. Hoffentlich bessert sich das jetzt.

Das Team aus Regensdorf spielte nicht schlecht. Aber bei einer Chancenverwertung von gefühlten 5% wird jedes Spiel zur Zitterpartie. Wir gingen mit einer 3:0 Führung, dank den Treffern von Nico und Philipp, in die Pause.

Einfaches Unihockey spielen war die Devise. Zwei, drei Mal kreuzen und dann mit einem Pass durch die Schnittstelle eine Torchance kreieren.

Die Umsetzung gelang nicht jedem Block. Jedoch der Block 2, der dieses kreuzen verinnerlicht hat, gelang somit der Treffer zum 4:0 durch Jan Keller.

Nun war leider der andere Jan im Mittelpunkt. Einmal nicht sauber verteidigt und der Ball kullert hinter Jan Stehli ins Tor. Wieder haben wir den Shotout nicht erreichen können. Verflixte Sache. Das Team liess sich nicht beirren und schoss sich durch die Treffer von Nico, Philipp und Fabian in eine komfortable 7:1 Führung. Wieder erfolgte ein Tor durch eine schlechte Verteidigungsarbeit. Der den Gegnern aber keine Hoffnung mehr schenkte. Als Abschluss traf Jan Keller zum Schlussresultat von 8:2. Mit dem Schlusspfiff konnte man zumindest eine grosse Überraschung feiern. Hätte mir einer anfangs Saison mitgeteilt, dass wir die Regionalrunde erreichen würden, hätte ich ihm mitgeteilt, dass mit diesem unerfahrenen Trainerstab und den vielen jungen Spielern das Saisonziel auf dem 3. oder 4. Endrang liegt. Sowohl für die Spieler als auch bei uns Trainer.

In der Kabine wollte ich nicht mehr viel mitteilen. Nach der Gratulation an die Spieler rief ich ihnen ins Gedächtnis, dass bei der Endrunde eine solche Torchancenverwertung nicht drin liegen würde.

 

Als die Jungs frisch geduscht die Halle verlassen hatten, genossen wir an der frischen Luft unser wohl verdientes Cüpli. Zusammen stiessen wir auf eine gelungene Saison an.

Und nun sind wir wieder da. Das Dröhnen vom Auspuff als Hintergrundgeräusch, die Schlaglöcher auf der Strasse die mir wiederholend aufzeigen, dass ich mich mit diesem Auto nicht ganz so anfreunden werde und das man doch noch grössere Kopfschmerzen bekommen kann. Silvio lenkt den Wagen aus dem Schatten, die Sonne wärmt mein Gesicht. Ich nippe am Champagnerglas in meiner Hand, schliesse die Augen und denke: Es hat alles so reibungslos geklappt in diesen zwei Runden. Wieso habe ich im entscheidenden Moment zu spät reagiert.

 

Tobias Müller

Head Coach Juniorenmannschaft B1

 

 

Nun ist es an der Zeit, einmal allen zu Danken.

Vorerst einmal meinem Trainerstab, beginnend mit Lars Dill der weise Guru und “Head Coach“. Nicht nur, dass er mich das ganze Jahr hindurch ertragen musste, sondern er hatte stets einen helfenden Rat auf den Lippen. Zudem war er stets mit allen Formularen ausgestattet. Alle Lizenz- und Statistikblätter immer griffbereit (die ich jedes Mal vergessen hätte). Ihm verdanke ich und auch das Team vieles und vieles wurde nur erreicht durch die grossartige Lebenserfahrung die Lars Dill in unseren Trainerstab brachte.

Silvio‘s Einsatz trotz Militär an jeder Runde teil zu nehmen, freie Tage zu ergattern um mit uns in das Trainingsweekend zu fahren oder trotz Verspätung am Nuglar-Cup zu erscheinen rechne ich ihm hoch an. Genau diesen Einsatz fordern wir auch von unseren Spielern. Um dies durchzubringen müssen Trainer die Vorbildrolle übernehmen und das hat Silvio stets getan. Nach dem Militär wurde er mit einer schwierigen Aufgabe beschäftigt. Sich in den Trainings und im Team zu integrieren. Er meisterte dies perfekt, schaltete sich in das Training ein und übernahm auch mehrere Training’s.

Ich weiss, dass ich sehr viel von meinen Ass. Coaches erwarte. Sie sollen mit dem gleichen Einsatz und Leidenschaft mitziehen wie ich das mache. Dieser Aufgabe haben sich beide gestellt und mit Bravour gemeistert. Danke euch nochmals für alles.

Ebenfalls muss ich meiner Freundin Melanie danken. Wie oft blieb sie alleine zu Hause zurück als ich sechs Trainings in der Woche gab und dazu selbst noch trainierte. Wie oft ging ich zu Meetings, schrieb ein Training oder einen Bericht wie in diesem Moment, anstatt mit ihr etwas zu Unternehmen. Sie hat alles so entgegengenommen wie es kam und verstand es, mich zu unterschützten bei schwierigen Entscheidungen oder um Ideen anzuhören. Danke dass du mich nicht hinderst, meiner grossen Leidenschaft von mir nachzugehen.

Nun sind die Spieler an der Reihe. Zuerst unser Jungspund Noel Kubli. Im September 2016 hatten wir ein ernstes Gespräch mit ihm, da er das Niveau bei den B-Junioren zu hoch fand für sich. Er wollte hinuntergestuft werden zu den C-Junioren. Der kleine Noel, der immer wieder nicht ganz aufgepasst hat in der Übungserklärung oder sehr oft sich selbst ablenkt. Er hat in dieser Saison wahrscheinlich den grössten Fortschritt erarbeitet und ist von den B-Junioren nun nicht mehr wegzudenken.

Niels Dill, ebenfalls ein C-Junior den man verfrüht im Rahmen einer Talentförderung in das B1-Team eingestuft hat, hat ebenfalls einen grossen Fortschritt erzielt. Er entwickelte sich zu einem starken Abwehrspieler, der immer wieder den Blick für den richtigen Passweg zur Torvorlage findet.

Fabian Gerecke, der den Ruf eine souveräne Leistung abzuliefern vollends bestätigt hat. Er hatte die grosse Aufgabe von mir gekriegt, den jungen C-Junioren Block zusammen zu halten. Diese Aufgabe hat er sehr gut umgesetzt. Wir haben durch seine Leistung drei sehr starke Blöcke, was uns gegenüber vielen Gegnern die Überhand bewahren lässt.

Laurin Tanner, den man immer ein bisschen zu unterschätzen vermag. Er ist unser bester Pusher in dieser Saison gewesen. Er hatte immer wieder das Gespür für die richtige Entscheidung beweisen. Nach mehreren haarsträubenden missglückten Chancen, konnte er in dieser Saison durch 5 Tore zeigen, dass er das Toreschiessen nicht verlernt hatte.

Yannick Dill, der immer wieder mit sich selbst hadert und somit seine Leistung nicht voll und ganz ausschöpfen kann. Jedes Mal, sobald der zweite Block mit ihm auf das Spielfeld ging, konnte ich mich voll und ganz auf den Angriff konzentrieren. Die beiden Defender spielten eine überragende Saison in der Abwehr. Ohne diese Defense-Linie würden wir heute nicht dastehen wo wir jetzt sind.

Jan Keller, unser kleiner unermüdlicher Kämpfer. Niemand kann mehr als 100 Prozent Einsatz an den Tag legen, ausser Jan Keller. Mit seiner wirbligen Energie und seinem Ehrgeiz, spornt er die anderen an mit ihm zusammen an die Leistungsgrenze zu gehen. Wie oft hat er mit seiner Energie unseren Spielern wieder Mut und Hoffnung gegeben. Dies weiss ich sehr zu schätzen. Einzige Schwäche die man noch trainieren könnte, wäre der Penalty.

Joel ‘der zum verzweifeln‘ Zweifel. Ich möchte nicht aufzählen wie viele 1000 Prozentige Chancen er hatte in dieser Saison. Und ebenfalls werden wir nicht aufzählen wie viele er von diesen nicht gemacht hat. Trotzdem hat er mit 15 Treffern viel zu dieser Platzierung beigetragen.

Saharit Khamla, unser thailändischer Legionär hat in diesem Jahr hat an seinem Überblick und seiner Ruhe auf dem Spielfeld gearbeitet und dabei grosse Fortschritte erzielt. Dies spiegelt sich auch in seinen Werten. Mit 37 Punkten in dieser Saison hatte er am zweitmeisten von allen B1-Spielern.

Nicht zu vergessen, unser Torhüter Jan Stehli. Der vermeintliche trainingsfaule Torhüter, den wir anfangs Saison in unserem Team begrüsst haben, hat sich stark verbessert. Immer aktiv im Training dabei, weiss über die Taktik besser Bescheid als die Spieler. Diese Saison konnte er, bis auf ein paar Spiele, alle für unser Team bestreiten und hat nicht nur wichtige Spielpraxis gesammelt, sondern oft mit seiner soliden und starken Leistung den Sieg gerettet. Ich freue mich nächste Saison wieder mit ihm zusammen zu arbeiten.

Und zu guter Letzt, der wichtigste Spieler für mich als Head Coach. Den Captain der Mannschaft, Philipp Lätsch. Für mich ist der Captain wie ein Assistent. Die Mannschaft läuft vor dem Spiel selbstständig ein, wärmt sich ein und schiesst den Torhüter warm. Bei diesen Dingen ist der Captain verantwortlich, dass alles richtig von statten geht. Zudem sollte er eine Vorbildfunktion gegenüber den Anderen einnehmen und die Anderen mitziehen können. All dies haben wir in Philipp Lätsch gefunden. Zudem übernahm er eine grosse Verantwortung auf dem Platz und schenkte dem Team viele wichtige Tore. Einen besseren Captain hätte dieses Team nicht haben können

Ihr alle musstet mich zwei bis drei Mal in der Woche ertragen. Das ihr mit mir diese Reise angetreten seid und immer versucht habt so viel wie möglich zu profitieren, ist das schönste Geschenk, dass ihr mir machen konntet. Dafür habt ihr meinen allergrössten Respekt und Dank verdient.

Wir haben noch weiter Spieler, denen ich meinen Dank aussprechen möchte. Nico Klein, der sich bereiterklärt hat, so oft es ihm möglich ist dieses Team zu unterstützen. Den B2 Spielern Marc Bachmann, Anthony Vella und Laurin Schenkel, die uns in Zeiten knappen Kaders ausgeholfen haben. Besten Dank euch allen für diesen Einsatz.

Ebenfalls möchte ich mich bei all den Eltern bedanken die uns so tat- und stimmkräftig unterstützt haben. Ganz spezieller Dank an die Familie Gerecke, die meine Berichte immer mit einem professionellen Bild aufgepeppt haben.

Ebenfalls möchte ich die Gelegenheit nutzen mich bei Patrick Wanner zu bedanken. Diese Saison wäre niemals möglich gewesen, hätte ich nicht den nötigen Rückhalt bei beiden Trainerstäben bekommen. Er stand immer wieder mit Rat und Tat zur Seite. Für ihn war diese Saison mit einem halb abwesendem Ass. Coach nicht die einfachste, was ich in diesem Bericht nochmals erwähnt haben möchte. Ich freue mich nächstes Jahr wieder mit mehr Engagement für die A Juniorenmannschaft an seiner Seite tätig zu sein.

Ebenfalls möchte ich mich bei den A Junioren bedanken. Es ist nicht einfach ein Team zu coachen, wenn man sich noch immer Gedanken über das andere Team macht. Trotz all meinen Abwesenheiten bei den Spielen oder etwas Unkonzentriertheit bei den Trainings haben sie mich integriert und akzeptiert.

Ganz herzlich möchte ich mich bei allen bedanken, die sich die Mühe gemacht haben meine Berichte zu lesen. Vorallem an jene, die sich dieses 5 teilige Monster angetan haben durchzulesen. Ich entschuldige mich für jeden Schreibfehler den ich in all diesen Berichten geschrieben haben und hoffe, dass ich nicht zu sehr von den realen Spielgeschehen abgewichen bin.

Nun ist es an der Zeit, das Surface auszuschalten und es mit einem Nagel an die Wand zu hämmern. Leider muss ich gestehen, dass ich mit dem Titel dieser Berichtserie falsche Hoffnungen gestreut habe. Natürlich wird die Regionalrunde, die im Wisacher stattfinden wird, von mir wieder textlich kommentiert.